Von der Oberliga bis zur Regionalliga und retour
Nach „Teil I – Ein Rückblick auf 2014/15“ folgt nun der 2. Teil dieser Trilogie, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen kurzen Rückblick auf die letzten 15 Jahre in der Geschichte des SVU Tondach Gleinstätten zu geben.
Teil II – Goldene Jahre, Amateurfußball, Idealismus und Erfolg
Spricht man in Gleinstätten von Fußball und von den goldenen Jahren, dann werden meist der Meistertitel in der steirischen Landesliga in der Saison 2009/10, ein tolles erstes Regionalligajahr 2010/11 und die Meistersaison in der Oberliga Mitte/West in der Saison 2002/03 genannt.
Da fallen Namen wie jene der späteren Bundesliga – Profis Manuel Prietl, Lukas Waltl, Daniel Rossmann, Peter Kozissnik oder David Poljanec, da erinnert man sich aber auch gerne daran zurück, dass viele Spieler dem SVG über Jahre hinweg die Treue hielten und daran, dass große Teile der Mannschaft aus Gleinstätten, Pistorf oder aus der näheren Umgebung kamen.
Untrennbar verbunden mit den Erfolgen des SVU Tondach sind natürlich Tondach Gleinstätten, die Gemeinde Gleinstätten, die Raiffeisenbank, die Fa. GRAWE oder die Fa. INTERNORM, aber auch viele andere Sponsoren wie etwa die Fa. Kundlatsch, die Fa. Spari, die Trafik Jauk oder das Autohaus Reiterer, um nur einige von denen zu nennen, die mit ihren großzügigen Beiträgen den Höhenflug des SVG erst ermöglicht haben.
Ebenfalls ganz eng mit den Erfolgen des SVU Tondach Gleinstätten verbunden sind die Namen Karl Strohmeier, Franz Olbrich, Max Treiber, Johann Poschauko und Anton Genseberger.
Doch zurück zu den goldenen Jahren. Der SVG installierte im Jahr 2002 einen Aufsichtsrat und nahm Verhandlungen mit der Gemeinde und mit umliegenden Wirtschaftsbetrieben auf, um die Finanzierung des klar nach außen kommunzierten Projekts „Aufstieg in die Landesliga“ abzusichern, dem man laut damaliger Vereinsführung alles unterordnen wollte, um sich erfolgreich gegen die Abwanderung junger Talente zur Wehr zu setzen und um langfristig erfolgreich zu sein.
Mit der notwendigen finanziellen Absicherung verstärkte der SL, Anton Genseberger, den ohnehin sehr starken 22 – Mann Kader, in dem sich zu diesem Zeitpunkt bereits 11 äußerst talentierte Eigenbauspieler befanden, noch einmal und stellte Spielertrainer Vlado Grujic somit eine äußerst schlagkräftige Mannschaft zur Verfügung, die diesen Vorschuss – Lorbeeren schließlich auch gerecht wurde und sich in eindrucksvoller Manier und mit 15 Punkten Vorsprung (bei einem Torverhältnis von 79:25 aus 25 Spielen) den Titel in der Oberliga Mitte/West holte – der Aufstieg in die Landesliga war geschafft!
In diese Zeit fielen eindrucksvolle Kantersiege wie die „Odorjan – Festspiele“ gegen Frauental (5 Tore beim 8:0 Sieg), ein 6:0 gegen Andritz, ein 5:0 gegen Eibiswald oder ein 5:1 Sieg gegen den DSC, was die damaligen Verantwortlichen aus Deutschlandsberg dazu veranlasste, auf die große finanzielle Ungleichheit zwischen den beiden Vereinen hinzuweisen und gleichzeitig potentielle Sponsoren und Mitarbeiter aufzufordern mitzuarbeiten und zu unterstützen. Heute findet man ähnliches – wenn leider auch mit umgekehrten Vorzeichen – beim SVU Tondach Gleinstätten, während sich der DSC in seiner ersten Regionalliga – Saison angesichts des größten Erfolges in der Vereinsgeschichte im Erfolg sonnt.
Im Kader des SVU Tondach Gleinstätten standen in dieser Saison die folgenden Akteure: Barl B., Wechtisch F., Fuchs G., Wallner M., Egger H., Cvitanovic S., Baumann T., Fürnschuss K., Fürnschuss B., Poschauko S., Altenstrasser H., Rohrer, Ranegger A., Schlatzer G., Grujic V., Odorjan S., Zirngast S., Hutter K. (unser langjähriger Kapitän und Leistungsträger wurde in der Saison 2002/03 als „Teambaby“ von SV Flavia Solva heimgeholt), Gutschi E., Weiss K.H., Ledam M., Baranja D. (privat gesponsert von Roland Wiedner)
In Gleinstätten aber wollte man zu diesem Zeitpunkt noch mehr und stellte daher die Weichen für weitere Erfolge. Mit dem Erfolg, der Euphorie und vielen Helfern im Rücken legte man noch einmal nach, stockte die Mittel noch einmal auf und verstärkte mit dem Aufstieg in die höchste steirische Spielklasse auch den Kader ein weiteres Mal.
Langzeit- und Erfolgstrainer Stefan Dörner sowie die sportlichen Leiter Mag. Josef Fleith und in späterer Folge Reinhold Wutte setzten in den kommenden Jahre auf Kontinuität, erweiterten und verstärkten zielgerichtet und wirtschaftlich vernünftig und schafften damit gemeinsam mit der durch Vorstand und Aufsichtsrat bereit gestellten finanziellen Basis die besten Voraussetzungen für die Erfolge der kommenden Jahre.
Man konnte sich in den folgenden Jahren daher auch so gut wie immer im ersten Drittel der Tabelle in der steirischen Landesliga festsetzen, feierte tolle Erfolge und schließlich mit einer im Laufe der Jahre gewachsenen Mannschaft in der Saison 2009/10 mit 58 Punkten (von denen man fast unglaubliche 38 Punkte aus 15 Spielen im Frühjahr holte) den unerwarteten und absolut nicht erzwungenen Aufstieg in die Regionalliga Mitte unter Trainer Stefan Dörner und dem SL Reinhold Wutte.
Im Laufe dieser unglaublich schönen Landesliga – Jahre trugen unter anderem folgende Akteure (und wahrscheinlich noch einige weitere Spieler, die bei dieser Recherche unabsichtlich unter den Tisch gefallen sind und bei denen ich mich an dieser Stelle entschuldigen möchte) das Dress des SVU Tondach Gleinstätten:
Zötsch H., Fuchs G., Ranegger A., Hack T., Zec Z., Hutter K., Odorjan S., Kager G., Baumann T., Ledam M., Pack M., Bratic B., Sinic K., Koinegg C., Schatz D., Palz P., Fridl F., Ploschnik M., Statthaler R., Grill R., Gasser G., Smajlovic R., Bedö I., Trummer J., Poschauko S., Zirngast S., Znuderl B., Fleith P., Prasser C., Lanzl K., Prietl M., Hanschekowitsch J., Kleineberg R., Stelzl P., Poljanec D., Reiterer M., Hutter E., Fürnschuss L., Kozissnik P., Rossmann D., Pronegg K., Strablegg – Leitner, Kluge C., Götz L.,Schantl M., Kothleitner R.
Als besonders erfreulich kann die Tatsache angesehen werden, dass es mit Manuel Prietl (SV Mattersburg, BL Ö.), David Poljanec (BW Linz, 1. Liga Ö. Torschützenkönig, Paderborn, 2. Liga Deutschland, Kapfenberger SV, 1. Liga Ö.), Daniel Rossmann, Peter Kozissnik und Lukas Waltl (jeweils Hartberg, 1. Liga Ö.) gleich 5 ehemalige SVG Akteure geschafft haben, in der Bundesliga Fuß zu fassen und dass auch andere Spieler wie etwa Langzeit – Kapitän Kevin Hutter oder der heutige DSC Spielmacher Christian Dengg Angebote einiger namhafter Klubs vorliegen hatten und noch haben.
In der Regionalliga erreichte man im Spieljahr 2010/11 schließlich denn hervorragenden 8. Platz, was zur Folge hatte, dass viele Leistungsträger wie Christian Dengg, Christian Kluge (beide SK Sturm), David Poljanec (BW Linz), Daniel Rossmann, Peter Kozissnik (beide Hartberg) und Manuel Prietl (SV Mattersburg) das Interesse anderer Vereine weckten und in weiterer Folge nicht gehalten werden konnten.
Mit dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte zerfiel eine lange gewachsene und die wahrscheinlichkollektiv aber auch individuell stärkste SVG Mannschaft in ihre Bestandteile, was den Abstieg aus der Regionalliga Mitte nach der Saison 2011/12 als logische Konsequenz dieser vielen Abgänge zur Folge hatte. Der Rest ist jüngere Geschichte und den meisten wohl noch in guter Erinnerung.
In der Zeit von 2002 bis 2012 war man gemeinsam mit Regionalliga – „Dinosaurier“ SV Allerheiligen das Fußball – Aushängeschild der Region, gern gesehener Gast in vielen Stadien und erster Ansprechpartner für Talente aus der Region. Man war zwar bereits mit dem Aufstieg in die Landesliga längst kein Ausbildungsverein mehr, als Sprungbrett jedoch für viele Spieler trotz der doch großen Distanz zur Landeshauptstadt ein Verein erster Wahl.
Wie diese Erfolge möglich waren? Da gab es zum einen eine große Anzahl an Jugendlichen, die einfach gerne Fußball spielten. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 gab es im Bezirk Deutschlandsberg 757 Burschen im Alter von 14 Jahren. Nur 10 Jahre später, also 2015, zählte man gerade noch 489. (Quelle: Landesschulrat für Steiermark hier). Zudem gab zu dieser Zeit eine große Anzahl an Talenten aus dem Ort und aus der Region, denen man die Zeit gab, individuell und als Mannschaft zu wachsen. Sie wurden durch starke Nachwuchstrainer des SVG oder anderer Ausbildungszentren (z.B. in der KSV- oder in der Frank Stronach Akademie) perfekt auf ihre Aufgaben vorbereitet und durch die Arbeit Fußball – affiner Hauptschullehrer wie Franz Koch, Fritz Kern oder Klaus Moser zusätzlich unterstützt.
Zum anderen gab es in dieser Zeit in Gleinstätten eine große Aufbruchstimmung. Man hatte – quasi mit Ansage – den erstmaligen Aufstieg in die höchste steirische Spielklasse geschafft, konnte – sicher auch bedingt durch diese Euphorie, durch den damit entstandenen Idealismus und durch den großen Anteil an Spielern aus der Region – auf viele helfende und unterstützende Hände zählen und verfügte dank des somit vorhandenen großen Netzwerks und des großen persönlichen Einsatzes von Anton Genseberger, Karl Strohmeiner, Klaus Strohmeier und einiger anderer über ein ansehnliches Budget, das Landesliga – Fußball auf diesem Niveau in Gleinstätten so erst möglich machte.
Dass mit Mag. Josef Fleith und Stefan Dörner in Gleinstätten zwei Personen im sportlichen Bereich das Sagen hatten, die den Fußball und seine Akteure in der Region perfekt kannten, über großes Fach- und langjähriges Trainerwissen verfügten und zudem durch ihre Arbeit im LAZ viele Kontakte und großes Wissen im Nachwuchsbereich aufgebaut hatten, das war mit Sicherheit der letzte noch fehlende, aber wesentliche Stein im damaligen Erfolgsgebilde des SVU Tondach Gleinstätten.
Mit diesen Erfolgen kamen schließlich weitere, bestens ausgebildete Spieler zum SV Union Tondach Gleinstätten. Sie hatten Spaß an der Sache, waren meist auch abseits des Platzes gute Freunde und bildeten am Platz eine homogene Einheit.
Dass der Grat des Erfolges jedoch ein schmaler ist, das haben die letzten Jahre bewiesen. Kamen mit den ersten Erfolgen trotz der doch großen Entfernung zum „Fußball – Mekka“ Graz (hier gibt es die Akademien, hier gibt es mit den UNIs einen großen Pool an bestens ausgebildeten Spielern aus der Steiermark und aus Kärnten, hier gibt es mit Sturm Graz einen Verein aus der höchsten österreichischen Spielklasse) noch viele gute bis sehr gute Spieler nach Gleinstätten, so waren es eben diese Erfolge, die im Endeffekt dazu führten, dass wir heute da stehen, wo wir stehen.
Andere Vereine wurden auf die Spieler des SVU Tondach Gleinstätten aufmerksam und begannen, ihre Fühler nach den jeweils besten auszustrecken. Man lockte mit einer höheren Liga, mit besseren Perspektiven, man lockte mit Geld. Beim SVG jedoch erlosch mit den ersten Misserfolgen auch vieles an Euphorie. Vielen fehlte nach dem Abstieg in die Landesliga der noch vor kurzem so ausgeprägt vorhandene Idealismus.
Budgetkürzungen, weitere Spielerabgänge (Gräfischer, Koinegg, Filipovic) und ein Höchstmaß an Verletzungspech taten schließlich ihr übriges und katapultierten den SVG innerhalb von 4 Saisonen wieder von der 3. höchsten österreichischen Spielklasse in die Oberliga Mitte/West. Kurz, schmerzlos und doch vermeidbar und bitter.
Eine erste Standortbestimmung für die OL Mitte/West gibt es übrigens bereits am Samstag, dem 08. August, wenn mit dem SV Wildon der erste Titelaspirant ins Tondachstadion nach Gleinstätten kommt. Hinkommen, anschauen, anfeuern! (ein kurzer Vorbericht folgt noch)
Die Fortsetzung und somit der 3. und letzte Teil (Teil III – Der steinige Weg zurück – ein Ausblick auf die Zukunft) findet sich hier.