Von einer Krise, die keine war
From zero to hero und vice versa. Ja, das ist Fußball. Hochgelobt und ausgepfiffen. Die zwei Extreme, die gerade im Fußball oft nur knapp bei einander liegen. Gewinnt man, ist man ein Held, ist man die Mannschaft der Stunde. Verliert man hingegen, so schlägt diese Begeisterung oft schnell ins Gegenteil um.
Und auch wir, die Fans, dürfen uns hier leider nicht ausnehmen, haben wir doch nach der ersten Niederlage der Saison schon eine kleine Krise herbeigeredet. Kein Einsatz, schlechtes Zweikampfverhalten, mangelnder Wille. Ja, das haben wir unserer Mannschaft vorgeworfen. Auch ich, keine Frage.
Was wir allerdings nicht berücksichtigt haben, das war die Frage nach dem Warum, die Frage nach der Ursache. Das war die Frage, warum große Teile der Mannschaft und hier vor allem die Leistungsträger gegen Gamlitz so neben den Schuhen standen und teilweise komplett ausgepowert wirkten. Übersehen haben wir dabei allerdings, dass der Großteil unserer Mannschaft berufstätig ist und in ihren Berufen zuletzt hart an ihre körperlichen Leistungsgrenzen gehen mussten.
Dass diese Doppelbelastung Auswirkungen auf die Darbietungen im Dress des SVG hat, ist logisch und mehr als nur verständlich. Und ein Grund, sich an dieser Stelle bei unserer Mannschaft zu entschuldigen, was ich hiermit tun möchte.
Doch jetzt zurück zum Spiel, zurück zu einer Darbietung, wo aus Menschen wieder Maschinen wurden, wo man kämpfte bis zum Umfallen, wo man all die Kritiker Lügen strafte und das Glück heute förmlich erzwang.
Trainer Jochen Zadravec beginnt heute wieder mit Patrik Narath auf der linken und mit Philipp Krainerauf der rechten Außenbahn und bietet mit Thomas Anhell eine zweite, etwas zurückgezogene Spitze hinter dem wieder extrem lauf- und kampfstarken Matej Vracko auf.
Und man beginnt, wie man sich das vorgenommen hat. Beginnt aggressiv, presst, doppelt und gibt dem Gegner kaum Räume. Und kassiert nach einigen Halbchancen erneut die Höchststrafe in Form eines Gegentors: Beim einzigen echten Gegenangriff der gesamten ersten Halbzeit attackiert man auf der rechten Seite vielleicht ein wenig zu zaghaft und ermöglicht damit einen Schuss aus sehr spitzem Winkel, den Christoph Hüttl so unglücklich und zentral abwehrt, dass der mitgelaufenen Jakob Urleb den Ball nur mehr ins halb verwaiste Tor zur 1:0 Führung in der 21. Minute einschieben muss. Ja, so ungerecht kann Fußball sein.
Wer nun jedoch Resignation erwartet hat, der irrt. Denn jetzt spielt hier nur mehr eine Mannschaft, jetzt macht unsere Mannschaft Druck und lässt die Gastgeber bis zum Pausenpfiff auch gar nicht mehr aus der eigenen Hälfte raus.
Da es allerdings auch bei unserer Mannschaft trotz kämpferisch toller Leistung fast eine halbe Stunde braucht, bis man hier in Gössendorf wieder das gewohnt starke Kombinationsspiel aufziehen kann und da der Ball trotz einiger vielversprechender Versuche nicht den Weg ins Tor findet, geht es mit diesem Stand auch in die Pause. Fast unglaublich eigenlich, dass man angesichts dieses Spielverlaufs und der Chancenverteilung in Rückstand liegt, doch das ist eben Fußball.
In der zweiten Halbzeit findet auch Gössendorf besser ins Spiel und versucht nun anders als in der ersten Halbzeit, wo man sein Glück rein über hohe Bälle auf die Spitzen versucht hat, mitzuspielen und über schnelles Direktspiel zum Erfolg zu kommen, was dazu führt, dass dieses Spiel in der zweiten Halbzeit stark an Niveau, Attraktivität und auch an Intensität gewinnt.
Da unsere Mannschaft sich den nun verstärkten Offensivbemühungen der Heimmannschaft allerdings sehr gut entgegenstellt und mit Tomaz Avgustin den wieder gewohnt starken Antreiber und wohl auffälligsten Akteur in seinen Reihen hat, wird man am Ende doch noch für eine kollektiv starke Leistung belohnt.
Miha Zajc ist es, der für den Ausgleich sorgt. Und wie! Ein Hammer aus der zweiten Reihe aus gut und gern 30 m und der Ball zischt an Freund und Feind vorbei und findet zur Freude der mitgereisten Fans in der 70. Minute nach unzähligen ungenützten Chancen endlich den Weg ins Tor. 1:1!
Und man legt nach. Gibt alles, kämpft, läuft, schreit, dirigiert. Man will hier mehr. Das sieht man, das merkt man jedem an, der heute hier am Feld steht. Und man dreht dieses Spiel tatsächlich!
Tomaz Avgustin selbst ist es, der nach dem Ausgleich noch offensiver wird und eine wirklich starke Leistung mit dem Treffer zum 1:2 krönt. Cool gemacht, ein schöner, ein unhaltbarer Kopfball. Und die erstmalige Führung in der 82. Minute, in einem Spiel, das so schlecht begonnen hat.
Dass es schlussendlich und trotz der Schlussoffensive kampfstarker Gössendorfer dabei bleibt, dafür sorgen eine starke, clever und abgebrüht agierende Defensive rund um Bernd Hold und Christian Traussnigg sowie eine kollektiv starke Leistung der gesamten Mannschaft.
Fazit: Viel gibt’s heute nicht zu bemängeln. Klar, spielerisch, beim Spiel über die Seiten sowie bei der Präzision beim letzten Pass ist sicher noch Luft nach oben und auch an der Chancenauswertung gilt es mit Sicherheit noch zu arbeiten. Sonst jedoch, nein sonst gibt’s heute wirklich nichts, das man bemängeln dürfte.
Stark das Zweikampfverhalten, die Körpersprache, die Konzentration, das Stellungsspiel, das Miteinander, der Wille. Genug auf jeden Fall, um als verdienter Sieger bei deutlichem Chancenplus und mit 3 Punkten im Gepäck gegen die bis dato zuhause unbesiegte Mannschaft des SV Gössendorf die Heimreise anzutreten.
Bravo Burschen, weiter so, das war die perfekte Antwort!
P.S.: Ein großes Lob an den Ordnerdienst des SV Gössendorf, der seinen Aufgaben bei einem kleinen Zwischenfall außerhalb des Platzes (ein junger Zuschauer wird von einem scharfen Ball aus dem Spiel getroffen) mehr als nur nachkommt und viel Hilfsbereitschaft sowie Einfühlungsvermögen beweist. Bravo!
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